„Was tun?“ Diese Frage stellt sich in Angesicht von Rechtsruck und Corona vermehrt für Linke. Ein Manifest ist ein Programm welches in solchen schwierigen Zeiten Halt geben kann. Aber ihr habt das „Kommunistische Manifest“, das Karl Marx und Friedrich Engels 1848 geschrieben haben, gelesen und stellt fest, dass es wenig für unsere heutigen Kämpfe hergibt? Ihr seid politisch desorientiert und sucht eine historische, theoretische und zukunftsorientierte Orientierungshilfe? Ihr seid auf der Suche nach einem anarchistischen Manifest, welches aber auch den antikapitalistischen Anspruch einer gesamtgesellschaftlichen Änderung mit berücksichtigt? Auf der Suche nach einem kommunistischen Manifest von heute, welches eine klar anti-autoritäre Ausrichtung hat? Ich wollt ein aktuelles kommunistischestes Manifest und ein anarchistisches Manifest in einem? die seit den 80er Jahren aktive anarchistische Föderation des Vereinigten Königreichs, Anarchist Federation (ehemals Anarchist Communist Federation), hat da was für euch!
Die radikale und weniger radikale Linke in Deutschland scheint desorientiert und in Rückzugsgefechten zu stecken. Tatsächlich hat u.a. die starke Akademisierung der linken Diskussionen zusammen mit dem Freiraum einer Jugendszene, wo akademische Szeneansprüche umgesetzt werden können, häufig zu einer Isolierung der Linken von den realen Lebenswelten der Masse der Menschen bewirkt. Nicht zuletzt das Autonomie-Magazin der Assoziation Autonomer Gruppen bemängelt schon vor drei Jahren in der Aufforderung des „Die radikale Linke muss mit sich selbst brechen“ .
Zuletzt vor wenigen Wochen erschien im Autonomie Magazin wieder ein Artikel, der die negativen Auswirkungen der Akademisierung der radikalen Linken, diesmal unter der Abgrenzung zur „poststrukturellen Linken“, beschrieb. „Ist da Jemand?„ fragt die Assoziation Autonomer Gruppen und bemängelt das schlechte Zuhörverhalten von radikalen Linken. Wir können diese Kritik an der „jungen Szenelinken“, oder ‚früher hießen sie Antideutsche‘ oder wie sie auch immer genannt werden mögen, vollständig mitgehen, wenn auch die Bezeichnung „poststrukturelle Linke“ je nach Stadt zutreffen mag oder nicht.
Letztlich geht es darum, dass linke Kämpfe immer gesellschaftliche Kämpfe sind, die sich an Widersprüchen orientieren, z.B. Ausbeutung bei der Arbeit vs. Widerstand, Patriarchat vs. Carearbeiter*innen, Hierarchie vs. Selbstbestimmung, Rassismus vs. Antirassismus, usw.
Als radikale Linke müssen wir uns A. wieder mehr selbst als Betroffene dieser Widersprüche sehen, was meistens nach Abschluss der Jugendschutzzeit (auch „Jugendmoratorium“ genannt, die Zeit der Jugend und des Studiums) auch wirklich hilfreich für uns als Subjekte selbst ist. B. Müssen wir uns darauf besinnen, dass zwar Frauen*, Nicht-Weiße und sexuelle „Abweichungen“ in dieser Gesellschaft besonders unter Druck stehen (was im akademischen Diskurs ja gerne behandelt wird), aber dass oft die Staatsangehörigkeit, der Bildungsstatus, das Eigentum und die Frage in wie fern wir zur Carearbeit gezwungen sind, noch mehr unsere alltägliche Unterdrückung strukturiert. Kurz: Auch weiße Männer können ganz unten stehen und das tun sie häufig. Es darf auf keinen Fall darum gehen, ihre Unterdrückung unsichtbar zu machen, sondern reale Maßstäbe nicht wegzuargumentieren, die mit „Klasse“ beschrieben werden. Diese Klasse ist auch mehrheitlich weiblich und nicht-weiß, und trotzdem auch häufig weiß und männlich. Das sehen akademisch durchzogene Szenedebatten häufig gar nicht mehr, und wie die Freunde vom Autonomie Magazin beschreiben, entwickelt sich ein akademischer Klassenhass gegen weniger gebildete Lohnabhängige auch in der radikalen Linken.
Konkretere Vorschläge der Organisierung machten bereits vor vielen Jahren das „Kollektiv Bremen“ mit seinen „11 Thesen über Kritik an linksradikaler Politik, Organisierung und revolutionäre Praxis“.
Um diese Orientierungsprobleme der radikalen Linken einerseits und der Orientierungslosigkeit junger Linker etwas entgegenzusetzen, schlagen wir vor, als modernes Manifest für Kommunismus und Anarchismus die aus England stammende Broschüre „Einführung in den anarchistschen Kommunismus“ zu verwenden.
Dieses Manifest erfüllt nach unserer langen Suche nach einem radikalen linken Manifest so ziemlich alle Kriterien, die ein gutes Manifest braucht:
-es ist wie ein gutes Manifest an die aktuelle Situation und Entwicklung des Kapitalismus in modernen Industrienationen, die auch den Schwenk zu Dienstleistungsgesellschaften unternehmen, angepasst
-es arbeitet trotz vieler Abgrenzungen zu den Praxen der aktuellen linken Szene nicht mit unsolidarischer Sprache und motziger Kritik (zu der das sonst großartike Autonomie Magazin leider sehr wohl neigt), sondern verbindet scharfe inhaltliche Abgrenzung für die eigene Praxis mit solidarischer Kritik und Verbindung zu Linken, die auch andere politische Linien haben
-es ist das ideale Manifest für neue Linke, die Orientierung suchen und eine Einführung in zentrale Arbeitsstrukturen von Anarchist*innen und Kommunist*innen heute suchen, da es wenig Begriffe vorraussetzt und in vieles einführt, welches sich woanders noch vertieft werden kann
-es ist wie es sich für ein gutes Manifest gehört in einfacher Sprache geschrieben und dafür ausgelegt, auch für nicht-akademische Arbeitskolleg*innen, Stammtischschwestern – und brüder, Kolleg*innen im Sportverein, sich organisierende Azubis, migrantische Linke usw. lesbar und ergibig zu sein
Deshalb hier nochmal das Manifest zum Download oder auch zusammengefasst als Vortrag zu hören:
Download-Sektion für die Einführung des anarchistischen Kommunismus.